Totentanz

Dresdner Totentanz

Ein Kunstprojekt von Thomas Friedlaender, dem Kunstdienst der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und dem Haus der Kirche – Dreikönigskirche in den Jahren 2001, 2003, 2007, 2011-2014…

Foto oben: Der monumentale Sandstein-Fries mit davor aufgestelltem und begehbarem Gerüst. Über vier Wochen im März 2013 war im Kirchraum der Dreikönigskirche zu Dresden der Totentanz „auf Augenhöhe“ in einmaliger Konstellation zu erleben.

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Auf einem 12 m langen Sandstein-Relief ließ der sächsische Herzog Georg 1534 den Tanz des Sensenmannes mit den Vertretern aller Gesellschaftsschichten darstellen und am Dresdner Schloß anbringen. Der farbige Fries war über anderthalb Jahrhunderte für alle Menschen weithin zu sehen wenn sie sich der Stadt von Norden her über die Elbbrücke näherten. Er war Teil eines künstlerischen Gesamtkonzeptes am Georgenbau des Schlosses mit theologisch-politischer Aussage.

Dieses bedeutende Werk der europäischen Renaissanceplastik befindet sich seit 1991 in der Dresdner Dreikönigskirche. Seine Aktualität hat es nicht eingebüßt – der Tod und das Sterben, sind Themen, die jede und jeden betreffen. 

Seit 2001 wurde mehrfach in (un)regelmäßigen Abständen der Totentanz jeweils durch ein kleines Kunstprojekt unter dem Namen „Dresdner Totentanz“ innerhalb eines Monats mit Tanztheateraufführungen, szenischen Lesungen, Ausstellungen, Kunstbetrachtungen, Konzerten, Performances, Lichtprojektion und thematischen Gottesdiensten immer wieder aus neuen Blickwinkeln heraus präsentiert. 

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Impressionen

Foto unten: Lichtprojektion „depart“ vom 1.-3. März 2007 im Rahmen von DRESDNER TOTENTANZ, konzipiert von Lumopol (Paul Elsner und Paul Göschel) am heutigen Georgentor, dem historischem Standort des Totentanz-Reliefs von 1534 bis zum Brand des Schlosses 1701. Animierte Texte und Textfragmente von Gedichten und Gedichtfragmenten von Ingeborg Bachmann und Allan Ginsberg wurden in etwa in Höhe des historischen Standortes an die Fassade projiziert. Das Erscheinungsbild der Projektion erinnerte an das Display einer Abfahrtszeiten-Anzeigetafel, wie sie sich heute bis vor einigen Jahren (inzwischen sind derartig mechanische Abfahrtszeiten-Anzeigetafeln fast nicht mehr im Gebrauch!) in mechanischer Form auf Bahnhöfen und Flughäfen befanden. In wechselnder Sinn- und Bildhaftigkeit wurden mit dieser Installation Leben und Tod als große Reise, Aufbruch und Rückkehr thematisiert. Das buchstäbliche Zerfallen und Entstehen des projizierten Textes zwischen Sinnhaftigkeit und Sinnlosigkeit visualisiert die permanente Deformation aller Information – des Bedeutungsgehalts der eigenen Existenz – deren Fragmentarisierung, Trans- und Neuformation. Ankommen und Abfahren standen hier als Metaphern für den steten Fluss aus Werden und Vergehen.

Foto oben: V.L.N.R.: Paul Göschel, Paul Elsner (Lumopol), N.N., Thomas Friedlaender im Regen am 3. März 2013 vor der Lichtprojektion „depart“ am Georgentor

Unten: Fotos von den Auftritten des avantgardistischen Tanztheaters DEREVO in der Dreikönigskirche 2001, 2007 und 2011.

TOTENTANZ 007 | DEREVO im Tanz des Übergangs
Konzept und Darstellung: Anton Adassinsky und DEREVO
Andreas Gundlach – Orgel; Daniel Williams – Sounds

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Die erste spartenübergreifende Veranstaltung fand am 13. März 1999 um 20 Uhr in der Dreikönigskirche zu Dresden statt (Kartenpreise damals: 15,- DM (ermäßigt 10,- und 8,- DM) und war eine der Inspirationen für wenig später ins Leben gerufene interdisziplinäre Kunstprojekte wie DRESDNER TOTENTANZ und OFFENES PALAIS.

DIE RENAISSANCESTADT DRESDEN

Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Magirius †

Konzert mit italienischer und mitteldeutscher Musik mit Christopher Stembridge (Orgelpositiv) und Thomas Friedlaender (Zink)

Foto oben: Gabriele de Tola (vor 1525 in Brescia, Italien; † wahrscheinlich vor 1575 in Dresden), Ansicht (Federzeichnung) von Dresden von Osten, ca. 1570. mit freundlicher Genehmigung des Stadtmuseum Dresden